Der Schwarm der Honigbiene


Ein Bienenschwarm im Apfelbaum
Ein Bienenschwarm im Apfelbaum

Warum schwärmen die Bienen?

Sie schwärmen, weil sie einen neuen Staat gründen wollen. Eine Art, wie sich Bienen vermehren.

 

Innerhalb des Bienenstockes erfolgt die Vermehrung nur über die Brut der Königin. Sie legt die Eier, aus den Eiern schlüpfen die Maden und nach etwa 3 Wochen Entwicklungszeit schlüpfen die jungen Bienen.

 

Stirbt die Königin, während dieser Zeit, dann erziehen sich die Bienen aus den noch vorhandenen Eiern oder aus den gerade geschlüpften Maden eine neue Königin und der Fortbestand des Volkes ist gesichert.

 

Einer grundsätzlich anderen Art der Vermehrung der Bienen - außerhalb des alten Bienenstockes- geht der Schwarm voraus. Am Ende dieses Prozesses steht die vollständige Erneuerung des Bienenstaates.

Dabei wird die Wabenkonstruktion in einem neuen Bienenstock vollkommen neu angelegt. Danach erfolgt die weitere Vermehrung wie im alten Bienenstock - Eier, Maden, junge Bienen!

 

Der kardinale Unterschied ist, dass das alles in einer vollkommen anderen, neuen Behausung passiert und zwar völlig unabhängig von dem sogenannten "Restvolk" das im alten Bienenstock zurückgelassenen wurde!

 

Wie läuft dieser Vorgang im einzelnen ab?

Einmal im Jahr, im Frühjahr, auf dem Höhepunkt der Volksstärke der Bienen, mit dem Überfluss an Nahrung und der geballten Kraft der Natur, bricht bei vielen Bienenvölkern der natürliche Drang zum Schwärmen aus.

Dabei will die Königin mit einem großen Teil Ihres Volkes aus der bisherigen Behausung ausziehen, d.h. die alte Wohnung verlassen, sich eine neue Bleibe suchen und sich dort wieder zur alten Volksstärke weiter vermehren.

 

Dadurch entstehen zwei, unabhängig voneinander lebende, Bienenvölker. Die ganze "Aussteuer" die der abgeschwärmte Volksteil mitnimmt besteht aus Honig, denn bevor die Schwarmbienen ausziehen schlagen sie sich den Magen mit Honig voll um die erste Zeit davon zu zehren. Für alles weitere, sorgen sie selbst.

 

Bevor dieser Schwarmdrang auf dem Höhepunkt angelangt ist legt das Volk im alten Bienenstock selbst Königinnenzellen an (sogenannte Schwarmzellen), damit der zurück- bleibende Volksteil mit einer aus diesen Schwarmzellen schlüpfenden neuen Königin weiter existieren kann.

 

Dazu werden einige gerade geschlüpfte Maden von den Arbeiterinnen ausschließlich mit Gelee Royal gefüttert, ein Futtersaft der in den Kopfdrüsen der Bienen produziert wird. Schon das Ei schwimmt sozusagen im Königinnensaft. Insgesamt 16 Tage dauert dann die Entwicklung, bis aus denen in Gelee Royal gebadeten Eiern Königinnen schlüpfen können. Bereits nach acht Tagen werden die Königinnenzellen von den Arbeiterinnen verschlossen (der Imker spricht von verdeckeln). Die weitere Entwicklung, bis hin zur vollständigen Königin, läuft dann im Verborgenen ab.

 

Wenn die ersten Schwarmzellen verdeckelt sind und die Sonne vormittags am Himmel lacht, kann mit einem Mal große Unruhe im Bienenvolk entstehen. Grund ist, die Arbeiterinnen versuchen ihre Königin aktiv zu animieren jetzt endlich auszuziehen. Man könnte glauben, dass die Bienen an einem Punkt angelangt sind an dem sie sagen wollen: „es ist doch alles getan und die Koffer sind gepackt, warum geht’s den jetzt nicht endlich los!“

 

Äußerlich ist an der bisherigen Bienenbehausung nur sehr starker Flugbetrieb erkennbar, weitaus mehr als sonst. Schaut man genauer hin, bemerkt man auch, dass die zum Bienenstock zurück kehrenden Flugbienen kaum mehr in die Be- hausung hinein wollen, sondern am Flugloch wieder abdrehen und laut summend um den Bienenkasten herum kreisen.

 

 

Der Bienenschwarm zieht aus!

Als hätte jemand das Kommando gegeben, quillt auf einen Schlag ein Großteil des Bienenvolkes, mit der alten Königin -einem Wasserfall gleich, aus dem Flugloch und schwirrt laut summend um die alte Behausung.

 

 

Vergleichbar einer schwarzen Wolke steigen die Bienen in den Himmel auf, fliegen einmal dahin und dann wieder dorthin, bis diese Wolke -der Bienenschwarm-, wie von Geisterhand gesteuert, sich an einem nicht allzu weit entfernt stehenden Baum, Busch oder Hecke vorübergehend sammelt.

Von diesem Sammelplatz aus erkunden einzelne Bienen des Schwarms (Spurbienen, neudeutsch Scouts) die Lage ihres Umfeldes. Dazu lassen sie sich viel Zeit. Alles nehmen sie penibel in „Augenschein“ was die potentiell mögliche, neue Behausung und deren Umfeld ausmacht. Gut geschützt sollte sie sein, nicht zu nah am Boden, ein möglich nicht zu großes Einflugloch sollte vorhanden sein, wegen möglicher Räuber und ausreichend Nahrung sollte es dort auch geben.

 

Mit diesen gesammelten Infos kehren die „Scouts“ wieder an ihren Sammelplatz zurück und berichten ihren Brüdern und Schwestern -tanzend- von der erkundeten Behausung. Je besser die Behausung geeignet erscheint umso intensiver und länger tanzt die jeweilige Spurbiene.

Durch diese tanzend dargestellten Infos werden weitere Bienen dazu animiert diese Informationen zu überprüfen. Es fliegen also weitere Spurbienen aus um sich selbst ein Bild von der vorgestellten "neuen Wohnung" zu machen.

Zurück an ihrem Sammelplatz teilen sie den anderen ebenso durch tanzende Bewegungen mit ob sie die gerade inspizierte "Wohnung" gut finden. Am Ende gibt es nur noch tanzende Bewegungen für ein und die selbe "neue Wohnung" Damit ist der scheinbar beste Vorschlag angenommen und die Spurbienen geleiten den Schwarm mit der Königin zur neuen Behausung.

 

Dieses Phänomen wurde von Dr. Karl von Frisch, Dr. Martin Lindauer und Dr. Thomas D. Seeley ausgiebig erforscht. Dr. K. von Frisch hat für die Entschlüsselung der Informationsmitteilung der Bienen untereinander den Nobelpreis erhalten

Am neuen Standort angekommen bauen die Bienen dort neue Waben aus, tragen Nektar und Pollen ein und pflegen die neu angelegte Brut. Bis im darauffolgenden Jahr, wenn der Schwarmtrieb erneut ausbricht und alles von vorn beginnt.

 

Gefahren für das ausgeschwärmte Bienenvolk.

Werden die ausgeschwärmten Bienen auf ihrem Sammelplatz von einem starken Gewittersturm überrascht bevor sie Ihre neue Behausung bezogen haben bedeutet das häufig das Aus für das Bienenvolk.

Die Entscheidungsfindung für den neuen Standort kann sich unter Umständen über mehrere Tage hinziehen, je nach "Wohnungsangebot". Bleibt das Bienenvolk sich selbst überlassen und nimmt dabei die Varroamilbe überhand, ist das der Anfang vom Ende für das Volk. Die Folgeschäden der Varroa Parasitierung schwächen das Volk derart stark, dass das es verendet.

 

Das zurückgelassene alte Volk

Die neugeschlüpfte Königin in der alten Behausung wird nun im sogenannten "Restvolk oder Muttervolk" die Position der ausgeschwärmten Königin übernehmen. Die neue Königin wird für die Vermehrung „Ihres“ Volkes im alten Stock sorgen und die nicht geschwärmten Arbeiterinnen werden diese Brut weiter pflegen.


Ich habe einen Bienenschwarm entdeckt, was mache ich jetzt?


Wenn sich im Baum oder in einer Hecke ihres Gartens ein Bienenschwarm gesammelt hat, sollten Sie einen örtlichen Imker oder einen örtlichen Imkerverein um Hilfe bitten. Tun sie das nicht, laufen Sie Gefahr, dass das Bienenvolk infolge von Witterungsunbilden Schaden nimmt, ggf. verendet.

 

In § 961 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) heißt es unter Eigentumsverlust bei Bienenschwärmen: "Zieht ein Bienenschwarm aus, so wird er herrenlos, wenn nicht der Eigentümer ihn unverzüglich verfolgt oder wenn der Eigentümer die Verfolgung aufgibt".

In der Regel bemerkt der Imker den Auszug seines Bienenschwarmes nur dann, wenn er unmittelbar dabei ist. Schwärme die Sie entdecken sind deshalb meist als herrenlos zu bezeichnen.

 

  1. Damit Sie nicht mit dem Gesetz (BGB) in Konflikt kommen, informieren Sie am besten den nächsten Imker in Ihrer Gemeinde
  2. Ist Ihnen kein Imker bekannt, dann wenden Sie sich an die örtlichen Imkervereine

 


Ein Bienenschwarm wird vom Imker geborgen